Am 30. Oktober «feiern» wir den interkantonalen Tag der betreuenden Angehörigen. Wobei feiern übertrieben scheint – der Aktionstag ist eher unbekannt, leider genau wie die grosse Bedeutung der Angehörigenpflege selbst. Über 600'000 Personen pflegen hierzulande ihre Angehörigen oder nahestehende Personen zu Hause – oft selbstlos und ohne ausreichende Unterstützung. Ein grosser Teil davon sind ältere Menschen, die ihre Ehepartner und Ehepartnerinnen in der Grundpflege unterstützen. Trotz ihres bedeutenden Beitrags zum Gesundheitswesen, sind sich viele nicht der Unterstützung und Rechte bewusst, die ihnen zustehen.
Lepica pflegt ihren 72-jährigen Ehemann, der an mehreren chronischen Erkrankungen leidet. Sie duscht ihn, massiert täglich seine schweren Beine, schneidet seine Finger- und Zehennägel. Für die 63-jährige Ostschweizerin ist dies selbstverständlich. Die Spitex ist für das Ehepaar keine Option. Ähnlich geht es Ljiljana, deren Ehemann vor sechs Jahren an Demenz erkrankte. Seither pflegt sie den 65-Jährigen abhängig von seiner Tagesverfassung: Waschen, Duschen, Körperpflege, Unterstützung bei Verwirrtheit, Erinnerungshilfe an Trinken & Essen. Würde sie das nicht tun, müsste ihr Mann wohl in ein Heim.
So oder ähnlich wie die beiden Frauen machen das rund 600'000 Personen in der Schweiz: Sie entlasten das Gesundheitswesen massiv - um rund 3.7 Milliarden Franken pro Jahr, weil Spitex- und Heimkosten gespart werden.
Das Bundesgerichtsurteil von 2019 schafft Wertschätzung
Viele sehr fitte Rentnerinnen und Rentner übernehmen diese wichtige Arbeit. Was ein Grossteil von ihnen nicht weiss: Diese Arbeit wird anerkannt. 2019 hat das Bundesgericht entschieden, dass Angehörige oder nahestehende Personen, die ihre Liebsten pflegen, ein Anrecht auf Unterstützung und eine Entlohnung haben. Voraussetzung: Sie sind bei einer spezialisierten Spitex-Organisation angestellt. Gegen oben gibt es keine Altersgrenze – entscheidend ist die physische und psychische Verfassung.
Ein Beispiel für eine solche Organisation ist Carela. Das Unternehmen unterstützt pflegende Angehörige im Dreiklang fachlich, finanziell und emotional. Übernommen werden die Leistungen von der Krankenkasse und dem Kanton oder der Gemeinde.
Carela stellt pflegende Angehörige ein, leitet sie in der Pflege an, gibt Tipps für die individuelle Pflegesituation und ist bei allen Sorgen und Zweifeln die erste Anlaufstelle. Azra Karabegovic, Co-CEO und Leiterin Pflege von Carela, betont: "Es ist wichtig, pflegende Angehörige frühzeitig in den Prozess der häuslichen Pflege einzubeziehen und zu unterstützen. Unsere Hilfe stabilisiert die Situation zu Hause und wirkt einer Überlastung der pflegenden Angehörigen entgegen.»
Denn leider laufen pflegende Angehörige ohne Hilfestellung nicht selten in eine Überlastung. Azra Karabegovic weiss aus ihrer langjährigen Spitex-Erfahrung: «Viele Angehörige machen die Pflege seit langem und auch sehr gut. Allerdings übernehmen sie sich – körperlich und/oder emotional – und haben keine Anlaufstelle, die sich um sie kümmert.»
Nina Stamenovic, ebenfalls Co-CEO, fügt hinzu: "Mit Carela wollen wir sicherstellen, dass pflegende Angehörige die Anerkennung und Hilfe erhalten, die sie verdienen. Ihre Arbeit ist von unschätzbarem Wert, findet aber oft im Verborgenen statt. Gerade bei älteren Personen haben wir die Erfahrung gemacht, dass sie die Pflege ihres Partners als selbstverständlich ansehen. Sie sind der Meinung, dass es sich so gehört.» Sie ergänzt zwinkernd: «Hilfe anzunehmen ist dabei aber nicht verboten.»
Stundenlohn als wichtiger Zustupf
Zurück zu Lepica und Lijliana: Neben der fachlichen Unterstützung und dem offenen Ohr der Pflegefachpersonen von Carela, verdienen die beiden Frauen je rund CHF 1000-1200 Franken pro Monat. Ein schöner und wichtiger Zustupf zur Rente, für die täglich geleistete Arbeit. Er ermöglicht hie und da eine Ablenkung oder einen Entlastungsdienst, um selbst wieder Energie zu tanken. Nina Stamenovic erklärt: «Die Angehörigenpflege ist ein riesiges Engagement, das viel Kraft und Energie fordert – nicht nur körperlich, sondern auch psychisch. Oft vernachlässigen pflegende Angehörige dabei ihre eigenen Bedürfnisse. Doch nur wenn sie selbst gesund und stabil sind, können sie auch die beste Pflege für ihre Liebsten gewährleisten. Deshalb ist Selbstfürsorge keine Selbstsucht, sondern eine Voraussetzung für qualitativ gute Pflege.»
Weitere Informationen oder eine Beratung erhalten pflegende Angehörige unter www.carela.ch oder telefonisch unter 044 322 28 28.