Wanderbericht: Im Alpstein unterwegs zur Meglisalp und zum Sämtisersee

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An einem der wenigen sonnigen und trockenen Tage im Juni, machte ich mich auf den Weg Richtung Alpstein. Genauer gesagt Richtung Wasserauen im Kanton Appenzell Innerrhoden.

Eine Freundin von mir, die regelmässig im Alpstein wandern geht, lud mich auf eine Wanderung in der Region ein.

Geplant ist, dass wir von Wasserauen zur Meglisalp marschieren. Nach der Übernachtung auf der Meglisalp geht es weiter hinauf zum Bötzel und die Widderalp und dann den Berg hinunter zum Sämtisersee und nach Brülisau. Von Brülisau gehts dann mit dem Postauto und Zug wieder zurück nach Wasserauen. Insgesamt sind es gut 19km und 1’100 Höhenmeter. Die Route hat eine Schwierigkeit von T3.

Eine Notiz zur Sicherheit zu Wanderwegen: In den Tagen und Wochen vor unserer Wanderung gab es intensive Regenfälle in der ganzen Schweiz; auch in der Region Alpstein. Bevor wir uns auf den Weg machten, informierten wir uns über den Zustand der Wanderwege auf der Tourismus-Webseite des Kantons Appenzell Innerrhoden und prüften die Wetterprognosen für die nächsten 48 Stunden. An den geplanten zwei Wandertagen sah das Wetter gut und trocken aus. Hätte es nach Regen ausgesehen, hätten wir die Wanderung so nicht durchgeführt.

Falls Sie eine Wanderung planen, prüfen Sie bitte jeweils immer die Situation im Voraus und Vorort. Wandern Sie immer mit gutem Schuhwerk und gehen Sie kein grosses Risiko ein.


Plan gemacht. Die Wetter- und Wanderweg-Situation gecheckt. Rucksack mit Wasser, Proviant und Wanderstöcken gepackt. Los geht's!

In Wasserauen angekommen mussten wir bereits eine erste Anpassung an unserer Route vornehmen. Durch die intensiven Regenfälle in den Tagen und Wochen zuvor war der Wanderweg über den Katzensteig und das Hüttentobel gesperrt: Die Wanderwege wurden regelrecht weggespült.

So starten wir die Wanderung bereits mit einem Umweg über den Seealpsee.

Der Seealpsee wurde in den letzten 10 Jahren zum Tourismusmagnet. Seitdem der Äscher auf dem Titelblatt des National Geographic Magazins abgebildet wurde, wimmelt es hier an schönen Sommertagen nur so von Touristen.

Den Seealpsee erreichten wir nach 260 Höhenmetern. Wir konnten aber nicht lange Verweilen und liefen in Richtung Westen weiter. Die Kante, hinter der sich die Meglisalp versteckt, war jedoch bereits vom Seeufer aus sichtbar.

Richtung Gloggeren marschierend, kamen uns unterwegs schwere Baumaschinen entgegen. Diese reparierten die unter- und ausgespülten Wanderwege. (Es gab einige Stellen, an welchen wir im weichen und total durchnässten Boden regelrecht versunken sind.)

Wieder auf trockenem Weg ging es nun zum Aufstieg. Auf dem Wanderweg in der Felswand beim Schrennen entlang, konnten wir die Aussicht auf den Seealpsee und Schäfler geniessen.

Der Aufstieg war anstrengend, aber nach gut 30 Minuten kamen wir beim Stockegg an und sahen unser Ziel. Die Meglisalp lag nun in Sichtweite. Der Säntis im Hintergrund ragt in die verhangenen Wolken.

Ein lauter und starker Wind blies uns entgegen. 

Kurz bevor wir bei der Meglisalp angekommen sind, schrieben wir die letzten SMS an unsere Liebsten und informierten sie, dass wir sicher und heil angekommen sind. (Auf der Meglisalp gibt es kein Mobilfunk-Empfang und auch kein WLAN)

Die freundliche Crew der Meglisalp empfing uns, zeigte uns unser Zimmer und informierte uns über das Nachtessen. Nach Bezug des Zimmers genossen wir aber zuerst noch die Ruhe und Stimmung auf der Terrasse bei einem kühlen, alkoholfreien Biermischgetränk.

Nachdem die Hof-Hunde alle Kühe zurück in die Ställe getrieben haben und sie sich eine Streicheleinheit bei uns abgeholt haben, zogen wir uns auf unser Zimmer zurück und gönnten uns eine Dusche.

Mit dem erhaltenen Jeton erhielten wir zwei Minuten warmes Wasser. Sogar Duschmittel und ein Frotteetuch sind mit der Übernachtung in der Meglisalp inbegriffen. Man muss also nicht unbedingt selbst ein Tuch mitschleppen.

Erfrischt schlossen wir uns den anderen Gästen im Esssaal an und bestellten unser Nachtessen. Im Unterschied zu einer SAC-Hütte (Schweizer Alpen-Club), gibt es in der Meglisalp eine gut gefüllte Menükarte mit Spezialitäten aus der Region. (Wir gönnten uns Rösti mit Bratwurst und Käsespätzli)

Mit gefülltem Magen vertraten wir unsere Beine noch kurz vor der Tür und bewunderten die wunderschöne Abendstimmung.

Bevor wir zu Bett gingen, spielten wir noch ein paar Runden mitgebrachte Kartenspiele und unterhielten uns mit anderen Gästen.

Kurz nach dem Einschlafen wurden wir durch ein Gewitter geweckt, welches jedoch rasch über uns hinweg zog.


Am nächsten Morgen stärkten wir uns am Frühstücksbuffet und machten uns schon bald auf zum nächsten Anstieg. Wir haben immerhin noch gut 13 km vor uns.

Von der Meglisalp aus ging es Richtung Süden und 400 Höhenmeter hinauf zum Bötzel. Oben angekommen überraschte uns das erste Hindernis: ein Schneefeld im Hang.

Da meine Kollegin die Region gut kennt, kamen wir nicht unvorbereitet. Wir zückten unsere Wanderstöcke und überquerten in langsamen und vorsichtigen Schritten das Schneefeld.

Dies war meine erste Schneefeld-Überquerung und ich war überrascht, wie gefährlich so ein Schneefeld sein kann. Ich war sehr froh, erinnerte mich meine Kollegin daran, unbedingt Wanderstöcke mitzunehmen. Diese waren eine sehr grosse Hilfe und gaben mir und meiner Kollegin viel Sicherheit.

Ich würde aber nicht geübten Wanderern davon abraten, ein Schneefeld zu überqueren. Falls es die Möglichkeit gibt, das Feld zu umgehen, nutzen Sie diese!

Auf der anderen Seite, beim Widderalpsattel angekommen, hatten wir den höchsten Punkt der Route erreicht. Von nun an ging es nur noch abwärts.

Vorbei an weidenden Kühen, Schweinen, die sich im Schlamm wälzten und Hofkatzen, die nach Mäusen suchten, machten wir uns schnellen Schrittes voran zum Sämtisersee. Wir wollten eigentlich noch einen Schwenker zur Bollenwees und zum Fählensee machen, doch die schwer angeschlagenen Wanderwege machten uns einen Strich durch die Rechnung.

So ging unsere Wanderung weiter vorbei an Alp-Höfen, Wiesen und Hügeln, welche durch die starken Niederschläge leider sehr gelitten haben. Gewisse Hügel sind durch das viele Wasser in sich zusammengefallen oder Teile der Erde wurden weggeschwemmt.

Wir kamen jedoch auf dem gut ausgebauten Kiesweg an unserem nächsten Etappenziel an: dem Plattenbödeli. Hier gönnten wir uns eine kurze Pause und ein stärkendes Mittagessen.

Es ging aber schon sehr bald weiter. Wir hatten einen Bus und eine Zugverbindung zu erschwischen.

Vom Plattenbödeli aus ging es nun sehr steil das Brüeltobel hinunter. Auch hier war der normale Wanderweg nicht passierbar. So nutzen wir und andere Wanderer die Zufahrtsstrasse zum Restaurant.

Unten angekommen, ging es auf der geteerten Strasse, welche unsere Füsse gar nicht mochten, zum Ziel dieser Wanderung: Brülisau bzw. die Talstation der Kastenbahn.

An der Postauto-Haltestelle angekommen, gratulierten wir uns zur Wanderung und gaben unseren Füssen etwas frische Luft. Nach einer kurzen Wartezeit fuhr das Postauto vor und wir machten uns auf zurück zum Startpunkt in Wasserauen.

Eine kurze Reisezeit (gut 20 Minuten) mit dem Postauto und dem Zug später, waren wir wieder zurück am Startpunkt.

Zum Abschluss gönnten wir uns neben der Ebenalp-Talstation ein Glacé und unsere Füsse genossen ein sehr kaltes Erholungsbad in der Kneipp-Station im Schwendebach.

Ich bedankte mich bei meiner Kollegin für die Wanderung und wir machten uns beide auf den Heimweg. Die Alpstein-Region ist für mich nichts Neues, doch eine solch tolle Wanderung habe ich schon lange nicht mehr gemacht.

Wir plauderten bereits über die nächste Wanderung: Vom Säntis über den Linsengrat zum Rotsteinpass. (Diese Route war eigentlich ursprünglich geplant, doch der Linsengrat war Ende Juni noch tief im Schnee versteckt).


Stefan ist Teil des Entwickler-Teams vom Seniorenportal Schweiz und erkundet in seiner Freizeit gerne die Schweizer Alpen.

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